Jedes Jahr fliegen Millionen Deutsche mit dem Billigflieger in den Urlaub auf ihre liebste Ferieninsel. Wenn sich in der Woche nach den Osterferien die Erasmus-AG der Hannah-Arendt-Gesamtschule auf den Weg nach Mallorca macht, wird ihre Reise sehr anders ablaufen: Zur ersten Schülerbegegnung im Rahmen des europäischen Bildungsprojektes „Erasmus for Future – Young Europeans facing climate change as a common challenge”, das die Hannah-Arendt-Gesamtschule koordiniert, reist die Soester Delegation aus fünf Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften Sarah Haurand und Christian Neuhaus klimaschonend an: „Wir arbeiten hier zusammen zum Thema der Klimakrise und der Verkehr hat wesentlichen Einfluss auf die CO2-Emissionen. Deshalb haben wir beschlossen, unsere Reisen im Projekt so wenig klimaschädlich wie möglich zu planen,“ erklärt Timo aus der EF. Und deshalb macht sich die deutsche Delegation mit dem Zug und der Fähre auf den Weg nach Mallorca.
Die Planung hat dieser „grünen Mobilität“ hat die Erasmus AG vor einige Herausforderungen gestellt: „Wir können für 80 € im Internet einen Flug von Dortmund nach Palma buchen. Nach zweieinhalb Stunden landet der Flieger in Palma. Das ist sehr bequem, hat aber einen Haken: Der CO2-Fußabdruck dieses einen Fluges beträgt pro Person in einem vollen Flugzeug rund 360 Kilogramm CO2,“ berichten Carla und Nina, die ebenfalls die 11. Jahrgangsstufe besuchen und sich im Projekt engagieren.
Aber welche Alternativen gibt es? Die Jugendlichen recherchierten, wie sie mit dem Bus oder der Bahn bis Barcelona gelangen können, um von dort mit der Fähre nach Mallorca überzusetzen. „Das erzeugt erheblich weniger CO2: Mit der Bahn und der Fähre belasten wir die Atmosphäre nur mit circa 60 Kilo CO2.“ Doch diese „grüne Mobilität“ ist mit einigen Hindernissen verbunden, wie Projektkoordinator Christian Neuhaus, der die Buchungen letztlich durchführte, erlebte: „Wir mussten feststellen, dass es kein europaweit einheitliches Buchungssystem für Bahnverbindungen gibt. So müssen wir die Züge in Deutschland und die französischen Züge sowie die Fähre von Barcelona nach Palma jeweils einzeln reservieren, was im Vergleich zur Flugbuchung mit deutlich mehr Aufwand verbunden ist. Auch Reisebüros konnten uns da nicht weiterhelfen.“
„Uns war klar, dass wir es uns mit unserer Reise nicht einfach machen. Aber wir sind trotzdem überrascht, dass die klimaschädlichere Variante des Reisens so viel billiger ist. Letztlich kostet unsere klimaschonende Anreise rund dreimal so viel wie ein Billigflug!“ fasst Carla zusammen.
Und die Reisezeit? Aus zweieinhalb Flugstunden werden mit der klimafreundlichen Alternative 28 Stunden. „Das wird eine ganz andere Art zu reisen, als wir es bisher kannten und wir sind sehr gespannt auf die lange und langsamere Reise,“ erklärt die 15jährige Hannah. Die Jugendlichen werden die einzelnen Etappen ihrer Tour nach Mallorca auf Instagram und auf der Schulhomepage dokumentieren und so ihre Eindrücke mit allen interessierten Menschen teilen.
Ziel des Projekts ist es, die Jugendlichen, die gesamte Schulgemeinschaft und die Öffentlichkeit für das Thema Klimakrise zu sensibilisieren und konkrete Maßnahmen im politischen und im persönlichen Handeln zu entwickeln. Zugleich ermöglicht das Projekt den beteiligten Jugendlichen, die Vielfalt Europas und vor allem die Bedeutung europäischer und globaler Zusammenarbeit zu entdecken. Dazu eignet sich das Thema globale Klimakrise natürlich ganz besonders, da alle beteiligten Länder gleichermaßen betroffen sind und das Problem nur durch gemeinsame internationale Anstrengungen zu bekämpfen ist.
Dass mit der Anreise zu den Treffen in weit entfernten Ländern klimaschädliche Emissionen verbunden sind, ist dem Soester Erasmus-Team schmerzlich bewusst. Die Frage des möglichst klimaschonenden Reisens („Green mobility“) zu den Projekttreffen ist im Rahmen des Projektes ein zentrales Thema und wird intensiv bei der Planung der Reisen reflektiert und diskutiert. Eine Antwort auf das Dilemma: Für Flugreisen haben die Teilnehmer vereinbart, CO2-Kompensation in Form von Spenden an Klimaschutzprojekte zu zahlen.
„Wir sind schon gespannt, wie wir zu unseren nächsten Treffen im rumänischen Sibiu und im dänischen Spjald anreisen werden,“ erzählen die Zehntklässlerinnen Lea und Hannah. Fest steht schon jetzt: Nicht nur die besondere Art der Anreise, sondern vor allem die Begegnung, der Austausch und die Zusammenarbeit mit den Gleichaltrigen aus Dänemark, Rumänien, Spanien und der Türkei und das Kennenlernen ihrer Kulturen sorgen für wirklich nachhaltige Eindrücke bei allen Beteiligten!