Eine Kirche ohne Angst – was sich zuerst einmal ganz normal anhört, ist für viele Menschen in der katholischen Kirche nicht alltäglich. Die Menschen der LGBTIQ+-Gemeinde müssen jeden Tag fürchten, dass ihre sexuelle Orientierung aufgedeckt wird und sie von ihrem Arbeitgeber Kirche gekündigt werden. Das wollen viele Menschen in der heutigen Zeit nicht mehr hinnehmen. Deshalb haben sie sich zusammengetan und sich unter dem Hashtag #outinchurch ein Gesicht gegeben und in diesem Zusammenhang Forderungen an die katholische Kirche gestellt.
Auch die 8. Klassen haben sich im Religionsunterricht mit dem Outing in der katholischen Kirche beschäftigt. Als Höhepunkt dieser Reihe wurde Eva Dreier eingeladen. Sie studiert selbst katholische Theologie in Paderborn, ist queer und setzt sich aktiv dafür ein, dass die Forderungen von #outinchurch nicht in Vergessenheit geraten und die Kirche zum Handeln gezwungen wird.
In einem Vortrag stellte Eva Dreier dabei die einzelnen Forderungen vor, erklärte die Hintergründe und Zusammenhänge und kam dabei mit den Schülerinnen und Schülern des 8. Jahrgangs ins Gespräch. Auch eigene Meinungen oder persönliche Fragen wurden von Eva Dreier aufgenommen und beantwortet. Aber was wird eigentlich gefordert? Die folgenden Forderungen stellt #outinchurch an die katholische Kirche, damit auch die LGBTIQ+-Gemeinde ohne Angst ihren Beitrag in der katholischen Kirche leisten kann:
„1. Wir wollen als LGBTIQ+-Personen in der Kirche ohne Angst offen leben und arbeiten können.
2. LGBTIQ+-Personen müssen einen diskriminierungsfreien Zugang zu allen Handlungs- und Berufsfeldern in der Kirche erhalten.
3. Das kirchliche Arbeitsrecht muss geändert werden. Ein offenes Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität, auch in einer Partnerschaft beziehungsweise Zivilehe, darf niemals als Loyalitätsverstoß oder Kündigungsgrund gewertet werden.
4. Diffamierende und nicht zeitgemäße Aussagen der kirchlichen Lehre zu Geschlechtlichkeit und Sexualität müssen auf Grundlage theologischer und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse revidiert werden. Dies ist besonders in Anbetracht weltweiter kirchlicher Verantwortung für die Menschenrechte von LGBTIQ+-Personen von höchster Relevanz.
5. Die Kirche darf LGBTIQ+-Personen bzw. -Paaren den Segen Gottes sowie den Zugang zu den Sakramenten nicht vorenthalten.
6. Eine Kirche, die sich auf Jesus und seine Botschaft beruft, muss jeder Form von Diskriminierung entschieden entgegentreten und eine Kultur der Diversität fördern.
7. Im Umgang mit LGBTIQ+-Personen hat die Kirche im Laufe ihrer Geschichte viel Leid verursacht. Wir erwarten, dass die Bischöfe dafür im Namen der Kirche Verantwortung übernehmen, die institutionelle Schuldgeschichte aufarbeiten und sich für die von uns geforderten Veränderungen einsetzen.“
Im Anschluss an die Veranstaltung konnte seitens der Schülerinnen und Schüler und auch der begleitenden Lehrkräfte viel positives Feedback wahrgenommen werden. Wer sich noch näher mit dem Thema beschäftigten möchte, kann sich auf der Homepage oder bei Instagram oder Facebook unter #outinchurch weiter informieren.