Dass auch in Corona-Zeiten ein offener, handlungsorientierter Unterricht möglich ist, das zeigt der Sozialwissenschaftskurs 11.3 der Einführungsphase in der gymnasialen Oberstufe an der Hannah-Arendt-Gesamtschule Soest (HAG). Am vergangenen Montag luden die Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihrem Fachlehrer Michael Morth und mit dem Referendar Moritz Hülsbusch Gäste in den Unterricht ein, um über Zukunftsperspektiven von Jugendlichen informiert zu werden und gemeinsam zu diskutieren. Das Expertengespräch fand als eineinhalbstündige Videokonferenz statt. Zugeschaltet waren aus Münster von der Wilhelms-Universität Iris Morgenstern und von der Südwestfalen Agentur Alica Mielke. Am Ende des interessanten Gesprächs entwickelten sich auch Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit mit der Südwestfalen Agentur. Die Einladung zu einem „Utopia-Day“ in diesem Herbst kam bei den Schülerinnen und Schülern gut an.
Seit sechs Wochen schon beschäftigt sich der Sowi-Kurs mit dem Thema „Wer bin ich? Wie will ich sein? – Zukunftsentwürfe und –vorstellungen von Jugendlichen im Hinblick auf deren Norm- und Wertorientierungen“. Dabei setzten sich die Schülerinnen und Schüler, gestützt auf sozialwissenschaftliche Methoden, auch mit Ergebnissen von Jugendstudien auseinander, werteten diese aus und interpretierten die Aussagen. Im Zentrum der Unterrichtsreihe stand dabei die gerade erschienene „Jugendstudie Münsterland, Ostwestfalenlippe und Südwestfalen 2020 – Chancen und Perspektiven“, die auch den Kreis Soest erfasst hat. Sie gibt Antworten auf die Fragen: „Wie tickt die Jugend in Westfalen? Wie steht sie zu ihrer Heimat, mit welchen Zukunftsplänen beschäftigt sie sich?“ Insgesamt 779 junge Personen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren wurden online befragt – Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende/Berufstätige. Zusätzlich wurden 18 Personen auf der Basis der Ergebnisse der Umfrage ausführlich interviewt. Das Ergebnis: Die jungen Leute haben eine starke Bindung zu ihrer Umgebung, familiär und sozial. Dabei blicken die Jugendlichen überwiegend optimistisch in ihre Zukunft und wünschen sich in ihrer Region eine gute Auswahl an Arbeitsplätzen. Für ihre Ausbildung oder für ein Studium würden die jungen Menschen ihre Heimat verlassen. Anschließend können sich die meisten vorstellen, wieder in ihre heimatliche Region zurückzukommen. Voraussetzung sei jedoch eine gute Infrastruktur – eine Aufgabe für die Kommunalpolitik.
Im Gespräch mit Iris Morgenstern und Alica Mielke konnten die Schülerinnen und Schüler viele Fragen klären, wurden auch in die Grundlagen wissenschaftlich-empirischer Sozialforschung eingewiesen. Sie konnten ihre Wünsche und Zukunftsvorstellungen artikulieren und darlegen, in welchen Bereichen ihre eigenen Ansichten von den Ergebnissen der Jugendstudie abweichen. Und sie wurden eingeladen, an der Jugendkonferenz und Denkwerkstatt „Utopia“, gemeinsam mit anderen jungen Menschen konstruktive und visionäre Ideen für die Zukunft zu entwickeln, ganz konkret für die Region Soest.