Der Zusatzkurs Geschichte des Jahrgangs Q2 beschäftigt sich aktuell mit Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung der deutschen bzw. europäischen Juden. Dabei fragten sich die angehenden Abiturient*innen, was das ganz konkret für die damals in Soest lebenden jüdischen Mitbürger*innen bedeutete: Wie lebten sie vor 1933? Erlebten sie bereits vor 1933 Antisemitismus und Diskriminierung? Was mussten sie ab 1933 in ihrer Heimatstadt an Maßnahmen zur Ausgrenzung und Verfolgung durchmachen?
Zur Spurensuche begab sich der Geschichtskurs mit Lehrer Christian Neuhaus ins Soester Stadtarchiv. Archivar Thomas Westhoff hatte ein anspruchsvolles Programm vorbereitet und gab ihnen zunächst eine Einführung in die Aufgaben und Arbeitsweise eines Archives. Beim Rundgang konnten die Jugendlichen dann auch Quellengattungen aus verschiedenen Epochen begutachten – von mittelalterlichen kaiserlichen Urkunden bis zu Kirmesplakaten aus den 1950er-Jahren.
Nach der Führung widmete sich die Gruppe dann ihrem Unterrichtsthema. Das Archiv hatte mehrere Kisten mit unterschiedlichsten Quellen zu jüdischen Familien, die bis in die Nazizeit in Soest lebten: Hebräisch geschriebene Gebetbücher, Postkarten aus dem KZ Theresienstadt, Personalausweise mit eingestempelten „J“ und den erzwungenen Zweitnamen „Israel“ und „Sarah“, Fotos aus dem Familienleben und vieles mehr gab es zu entdecken. Anhand dieser vielseitigen Quellen entstand ein anschauliches Bild der damaligen Menschen.
Die NS-Terrormaßnahmen gegen die deutschen Juden waren den Schüler*innen bereits aus dem Unterricht bekannt, doch die lokale Perspektive veränderte ihr Verständnis und ihre Wahrnehmung der historischen Ereignisse: „Die verschiedenen Schrift- und Bildquellen haben den Menschen ein Gesicht gegeben,“ fasste dies eine Schülerin zusammen.
Zum Abschluss der Unterrichtsreihe wird der Kurs die ehemaligen Stätten des jüdischen Gemeindelebens und die Wohnorte der Soester Familien besuchen, an die heute die dort verlegten Stolpersteine erinnern.