Fünf Schulen, fünf europäische Länder, ein Projekt: Im Erasmus+ Projekt „Erasmus for Future“ arbeitet die Hannah-Arendt-Gesamtschule Soest gemeinsam mit Partnerschulen aus Dänemark, Spanien, Rumänien und der Türkei zum Thema der globalen Klimakrise. Nun trafen sich Delegationen der Schulen, die aus jeweils fünf Schülerinnen und Schülern und zwei Lehrkräften bestanden, in Rumänien zu ihrer zweiten internationalen Schülerbegegnung.
Bei diesem Treffen in Sibiu (deutsch: Hermannstadt) drehte sich die thematische Arbeit um die Rolle der Politik in der Klimakrise. An allen fünf Schulen hatten sich zuvor Politikerinnen und Politiker verschiedener Parteien den Fragen der Jugendlichen zum Klimaschutz gestellt. Diese Interviews wurden von den Jugendlichen gefilmt und zu zehnminütigen Filmen zusammengeschnitten, die sie nun zur „Weltpremiere“ mit nach Sibiu brachten. Im sehr würdigen Rahmen des Regionalparlamentes der Region Sibiu stellten sich die Delegationen ihre Filme gegenseitig vor.
Doch die Jugendlichen wollten nicht nur mit politisch Handelnden reden, sie wollten auch selbst in deren Rolle schlüpfen – und zwar auf der ganz großen Bühne: Beim Planspiel „Internationale Klimakonferenz“ trafen sie als Delegationen aus Bangladesch, Brasilien, China, den Niederlanden und den USA aufeinander. In international gemischten Gruppen recherchierten sie zunächst zur Situation ihres Landes im Kontext der Klimakrise. Dabei wurden sie von Studentinnen und Studenten der Universität Sibiu unterstützt.
Die eigentliche Konferenz fand im Konferenzsaal des berühmten Astra-Freilichtmuseums in Sibiu statt. Nachdem die fünf Länder ihre Positionen vorgestellt und diskutiert hatten, mussten sie sich den kritischen Fragen der Weltpresse stellen, die von rumänischen Jugendlichen dargestellt wurden.
Am Ende der intensiven Beschäftigung mit der Klimapolitik war allen Jugendlichen klar, wie komplex die internationale Kooperation zum Kampf gegen den Klimawandel ist: „Wir haben in unseren Gruppen gesehen, wie unterschiedlich die Situation in den Ländern ist. Deshalb ist es echt schwierig, bei diesen Unterschieden Kompromisse zu finden und endlich entschieden zu handeln,“ berichtet Hannah aus der deutschen Delegation.
Natürlich gab es für die Teilnehmenden auch jenseits der gemeinsamen Arbeit am Projekt viel zu entdecken. Die rumänischen Schülerinnen und Schüler stellten ihnen nicht nur ihre Schule vor, sondern führten sie auch durch das wunderschöne Sibiu. Für die deutschen Jugendlichen war es dabei eine besondere Überraschung, auf wie viele deutsche Spuren sie im vor rund 800 Jahren von Deutschen gegründeten Hermannstadt stießen, obwohl der Großteil der deutschen Minderheit mittlerweile aus Siebenbürgen nach Deutschland emigriert ist. Dass viele Menschen in Sibiu sehr gut Deutsch sprechen, erleichterte sehr oft die Verständigung.
Zum Abschluss der Begegnung stand mit dem Besuch des „Dracula-Schlosses“ in Bran und der Stadt Braşov (Kronstadt) nach der intensiven Projektarbeit ein letztes touristisches Highlight auf dem Programm.
Bei der Rückkehr der Soester Delegationen nach Hause waren die Jugendlichen und ihre Lehrkräfte zwar ziemlich müde, aber sehr begeistert vom Treffen und besonders von der rumänischen Gastfreundschaft. Einziger Wermutstropfen: Nachdem die Anreise zum ersten Projekttreffen auf Mallorca weitgehend klimaschonend mit Bahn und Fähre erfolgt war, musste die Reise nach Rumänien nun aus Zeit- und Kostengründen mit dem Flugzeug unternommen werden. „Natürlich ist es ein Dilemma, wenn man sich mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzt und dann zu einem solchen Treffen mit dem Flugzeug reist. Selbst wenn wir CO2-Kompensationen zahlen, bleibt da ein bitterer Beigeschmack,“ erklärt Projektkoordinator Christian Neuhaus. Doch die Schülerinnen und Schüler setzen sich kritisch mit ihrer Mobilität auseinander und werden gemeinsam mit ihren Lehrkräften im nächsten Projektschritt daran arbeiten, ihren persönlichen und den schulischen CO2-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren: „Wir möchten, dass wir vor Ort etwas tun und unsere Schule klimafreundlicher gestalten. Dazu haben wir schon einige gute Ideen.“ Mit welchen Schritten die Soester Erasmus+ AG das erreichen möchte, ist Thema des letzten Projektabschnittes. Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellen sich die Schulen dann bei der letzten Schülerbegegnung in Dänemark vor – und dahin erfolgt die Anreise auch garantiert wieder klimaschonender!