Internationale Begegnungen sind nach der langen Coronapause endlich wieder auch für Schülerinnen und Schüler möglich. Eine Reise der ganz besonderen Art unternahmen jetzt Jugendliche der Hannah-Arendt-Gesamtschule im Rahmen ihres Erasmus+ Projektes: Nach anderthalbjähriger digitaler Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen aus ihren Partnerschulen in Dänemark, Rumänien, Spanien und der Türkei fand in der Woche nach den Osterferien das erste reale Projekttreffen in Inca auf der Baleareninsel Mallorca statt – und da das Projektthema die Klimakrise ist, reiste die Soester Delegation klimaschonend per Bahn und Fähre an. Statt zweieinhalb Stunden Flug dauerte die Reise insgesamt 33 Stunden – der CO2-Ausstoß betrug jedoch nur rund ein Zehntel der rund 360 Kilogramm CO2, die pro Person bei einem Flug ausgestoßen werden.
Die Reise mit dem Zug war nicht nur umweltfreundlicher, sondern sie war für die Soester Gruppe auch eine spannende und neue Erfahrung, wie Lea aus dem 10. Jahrgang berichtet: „Besonders der Nachtzug hat mir gut gefallen, auch wenn wir vor Aufregung nicht viel geschlafen haben. Wir konnten uns auf der Bahnfahrt besser kennenlernen und haben andere Reisende getroffen, die sich sehr für unser Projekt interessiert haben.“ Ihre Mitschülerin Hannah ergänzt: „Es war spannend zu sehen, wie sich die Landschaften, die Menschen und das Klima langsam verändert haben. Die Zwischenaufenthalte in Nîmes und besonders in Barcelona waren toll.“
Als die Gruppe hundemüde und voller neuer Eindrücke von dieser besonderen Reise am Dienstagmorgen in Palma ankam, wurde sie an der Fähre herzlich von den mallorquinischen Gastgebern begrüßt – und direkt zur Schule gebracht, wo das Programm sofort begann. Dank des guten spanischen Kaffees und der Vorfreude auf die Begegnungen mit den Jugendlichen aus den Partnerschulen meisterten die schlaflosen Jugendlichen und ihre Lehrer diese Herausforderung erfolgreich.
Das Team der IES Inca hatte für die Woche ein abwechslungsreiches Programm geplant: Gemeinsam führten die Jugendlichen Experimente zu den physikalischen und chemischen Hintergründen der Erderwärmung durch. Ein besonderes Highlight war nach dem Empfang durch den Bürgermeister von Inca die Eröffnung der gemeinsamen Ausstellung im Kulturzentrum der Stadt. Für diese Ausstellung hatten alle fünf Gruppen je drei Poster zu verschiedenen Aspekten des Klimawandels erstellt und sehr kreativ gestaltet. Diese Ausstellung wird nun an allen fünf Schulen der lokalen Öffentlichkeit präsentiert.
Natürlich standen auch Exkursionen auf der Insel auf dem Programm: In der Inselhauptstadt Palma besichtigten sie die Kathedrale und den Almudaina-Palast, erkundeten die Altstadt und probierten in einem typisch mallorquinischen Celler Spezialitäten der Insel.
Dass auch das Ferienparadies Mallorca stark von Umweltverschmutzung und Klimawandel betroffen ist, erlebte die Gruppe hautnah: Bei einem Workshop der Meeresschutzorganisation SAVE THE MED am Strand von Can Picafort zum Thema Plastikverschmutzung suchten alle gemeinsam nach Makro- und Mikroplastikteilen. Das erschreckende Ergebnis: Innerhalb von rund 40 Minuten Suche sammelten die Jugendlichen über 1400 Plastikteile!
Auch das Klima der Insel ändert sich: Immer häufiger kommt es zu Extremwetterlagen. Bei Banyalbufar auf der Nordseite des Tramuntana-Gebirges unternahm die Gruppe eine Wanderung unter der kundigen Führung des spanischen Lehrers Xavi. Die von Orkanen verwüsteten Pinienwälder erschreckten die Jugendlichen und ihre Lehrer eindrücklich, auch wenn die Wanderung mit einem Picknick am Strand endete.
Das Programm der Begegnung begeisterte alle Teilnehmenden, doch für die Jugendlichen, die in Gastfamilien untergebracht waren, waren auch andere Eindrücke wichtig: „Mir hat besonders gefallen, dass ich viele neue Leute kennengelernt habe und mich mit ihnen austauschen konnte. Besonders spannend fand ich, den Lebensstil meiner spanischen Familie kennenzulernen und neues Essen zu probieren,“ erklärt Hannah aus der 10. Klasse. Natürlich gab es auch Einblicke in das spanische Schulsystem und den Alltag an der IES Inca.
Am Ende fiel der Abschied zwar schwer, doch das nächste Treffen ist bereits in Sicht: Vom 18. bis zum 25. September treffen sich alle wieder – im rumänischen Sibiu findet dann eine „Internationale Klimakonferenz“ statt. Wie die Anreise hierzu erfolgt? „Gerne wieder so klimaschonend wie nach Mallorca. Das ist abhängig davon, wieviel Zeit und Geld uns dafür zur Verfügung stehen,“ erklärt Lehrerin Sarah Haurand. Ihr Kollege Christian Neuhaus brach unmittelbar nach der Rückkehr von der spanischen Ferieninsel schon wieder auf, um das gemeinsame Projekt auf der ganz großen Bühne zu präsentieren: Auf der europäischen Konferenz „Green Erasmus+ Green Mobility+ Green schools“ in Potsdam, an der über 230 Teilnehmer aus 23 europäischen Ländern teilnahmen, stellte er das Erasmus+ Projekt der Hannah-Arendt-Gesamtschule vor. Die Projektarbeit und insbesondere die spektakuläre Reise nach Mallorca erhielten dort sehr viel Lob und Anerkennung.
Die Plakate, die an den fünf Schulen zu verschiedenen Aspekten der Klimakrise erstellt wurden, werden nun auch in Soest der Öffentlichkeit vorgestellt: Bereits am vergangenen Wochenende stellten die Jugendlichen sie am Stand des Soester Klimabündnisses in der Fußgängerzone vor. Bald werden sie auch im LIZ in Möhnesee-Günne und in der Hannah-Arendt-Gesamtschule zu sehen sein.