Eine Woche vor der UN-Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow fand an der Hannah-Arendt-Gesamtschule ein internationales pädagogisches „Gipfeltreffen“ statt: Neun Lehrerinnen und Lehrer aus fünf verschiedenen europäischen Ländern kamen zum ersten Treffen des Erasmus+ Bildungsprojekts „Erasmus for future – Young Europeans facing climate change as a common challenge“ zusammen.
Das europäische Bildungsprojekt, das die Soester Gesamtschule koordiniert, beschäftigt sich schon seit dem vergangenen Jahr mit dem Thema Klimawandel. Allerdings konnten durch die Corona-Pandemie, die an den Schulen aus Dänemark, Rumänien, Spanien, Deutschland und der Türkei das Schulleben lahmlegte, die eigentlich geplanten Treffen bisher nicht stattfinden. Die Laufzeit der Kooperation wurde daher um ein Jahr bis 2023 verlängert.
Auch wenn sich die Kolleginnen und Kollegen in Soest zum ersten Mal persönlich begegneten, herrschte von Beginn an eine sehr freundschaftliche Atmosphäre. Schließlich kennt man sich bereits seit einem Jahr aus den regelmäßig stattfindenden Videokonferenzen und so wurde nicht nur sehr konstruktiv zusammengearbeitet, sondern auch viel gemeinsam gelacht. Arbeitssprache des bunten Teams ist Englisch, notfalls behalfen sie sich mit Händen, Füßen und Übersetzungshilfen, so dass die Kommunikation auch zu komplizierten Themen gelang.
Die Lehrerinnen und Lehrer trafen wichtige Absprachen zu den anstehenden drei internationalen Schülerbegegnungen und zur methodischen und thematischen Arbeit der einzelnen Schulen in den nächsten Etappen des Projekts. Insbesondere die digitale Zusammenarbeit wird weiter vertieft. Hierzu bildete sich das Lehrerteam bei einem Workshop mit Expertin Mareike Raabe über die Funktionen der europäischen Bildungsplattform eTwinning fort und erstellte gemeinsam einen sogenannten Twinspace als digitale Plattform, auf der nicht nur die Schülerinnen und Schüler miteinander kommunizieren, sondern die auch die gemeinsamen Produkte der internationalen Zusammenarbeit einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.
Besonders freuten sich auch die Schülerinnen und Schülern der Soester Erasmus+ AG über den internationalen Besuch: Lea und Hannah aus dem 10. Jahrgang stellten den Gästen bei einer Führung nicht nur das Schulgebäude vor, sondern erzählten in tollem Englisch auch über das deutsche Schulsystem und die Arbeit der Erasmus+ AG. Beim Mittagessen in der Schulmensa trafen die Lehrerinnen und Lehrer dann auch auf die übrigen Jugendlichen des Soester Erasmusteams, die viele Fragen an die Gäste hatten und natürlich besonders neugierig auf die Begegnungen mit den spanischen, rumänischen, dänischen und türkischen Jugendlichen sind.
Das Thema Klimawandel nahm selbstverständlich einen zentralen Platz im Programm ein: Beim Besuch der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Oberhausener Gasometer beeindruckten besonders die großformatigen Naturfotografien: „Die so gegensätzlichen Fotografien der Schönheit der Natur und ihre Zerstörung durch uns Menschen sind sehr bewegend und machen einen sprachlos“, sagte die spanische Lehrerin Sofia Marimon Lewinski. Die Eindrücke und Informationen aus der Ausstellung motivierten das Team umso mehr, ihr gemeinsames Projekt gegen die Klimakrise voranzubringen. Auf der Fahrt in die Oberhausener Ausstellung wurde die Gruppe von Udo Engelhardt begleitet. Der Meeresbiologe und Klimaexperte, der das Projekt unterstützt und wissenschaftlich berät, gab dem Team in intensiven Gesprächen Team wichtige inhaltliche Impulse.
Wie sehr der Klimawandel auch in unserer Region bereits konkret spürbar ist, erlebte das internationale Team im Arnsberger Wald. Bei einer Wanderung im herbstlich-bunten Wald mit Kerstin Heim-Zülsdorf, Leiterin des „Landschaftsinformationszentrums Wasser und Wald Möhnesee e.V.“ in Möhnesee-Günne, und Naturparkführer Heinz Tschernisch wurden die Klimaschäden drastisch deutlich. Heinz Tschnernisch erläuterte an vielen konkreten Beispielen, wie sich das Bilde des Waldes im Lauf der vergangenen Jahre durch Hitze, Wassermangel, Stürme und Schädlingsbefall verändert hat und wie eine nachhaltige Forstwirtschaft darauf reagieren kann. Der Naturparkführer zeigte sich vom Projekt der fünf Schulen begeistert: „Nur durch Netzwerke können wir die Herausforderungen durch die Klimaveränderung meistern. Macht das Beste aus eurer Zusammenarbeit!“
Das hat das Team vor. Nun machen sich die Schülerinnen und Schüler an den fünf Schulen an die Arbeit: Sie recherchieren zu unterschiedlichen lokalen und globalen Aspekten des Klimawandels und beleuchten dessen Ursachen und Auswirkungen. Und natürlich beschäftigen sie sich mit der Frage, wie eine möglichst wenig klimaschädliche Art des Reisens zu ihren Treffen aussehen könnte.
Die Ergebnisse werden auf Postern bei der ersten Begegnung der Jugendlichen, die vom 27.04. bis zum 03.05.2022 an der spanischen Partnerschule auf Mallorca stattfinden soll, vorgestellt. Die Jugendlichen und ihre Lehrerinnen und Lehrer freuen sich: „Ens veiem a Inca! Wir sehen uns in Inca!”