Eine Notlage ist weniger dramatisch, wenn man vorbereitet ist. Bei einer Überschwemmung, Starkwind oder einem Brand, haben die Profiretter oft erst spät Zeit, sich um einzelne Haushalte zu kümmern. So kann etwas Zeit vergehen, bis professionelle Hilfe eintrifft. Darum lautet die Empfehlung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK): Für den Fall einer Ausnahmesituation sollten Privathaushalte sich und anderen helfen, indem sie sich darauf vorbereiten, die ersten zwei bis drei Tage so gut es geht mit eigenen Mitteln zu bewältigen. Die Schulsanitäter der Hannah-Arendt Gesamtschule in Soest nahmen unter dem Thema ‚Erste-Hilfe mit Selbstschutzinhalten‘ mal unter die Lupe, wie professionelle Vorbereitung aussehen kann.
Schüler ansprechen – Resilienz der Bevölkerung stärken
Im Rahmen des Projektes „Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten“ (EHSH), erstellt und gefördert vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), suchten die Mitglieder der Schulsanitätsgruppe der Hannah-Arendt-Gesamtschule in Soest daher am 2. und 16. Juni Antworten auf die Frage, was geht, wenn nichts mehr geht? Womit kann man sich in Notsituationen für einige Tage selbst helfen?
Ausbilderin Christine Futter vom Deutschen Roten Kreuz hatte das DRK-48h-Notfallvorsorgepaket mitgebracht. Der Inhalt des roten Rucksacks soll Haushalten in den kritischen ersten Tagen einer Großschadenslage helfen. Die Schüler prüften den Inhalt eingehend hinsichtlich Funktion, Haltbarkeit und Verzehrfähigkeit und befanden: Das Kurbelradio ist cool, aber anstrengend.
Wasser in Tüten, Solarlicht, Messer und Notfallnahrung
Das sterile Notfallwasser in Tüten zu 100ml, ungekühlt, geht so. Solarleuchte und Rescue-Messer kann man immer gebrauchen. Genauso so wie die Seife. Aber die zu Blöcken gepresste, trockene Notfallnahrung schmeckt eher speziell. Einhelliger Kommentar zum Geschmack: Na ja. Mit Wasser zu einem zähen Brei verrührt, haftete die Masse hervorragend an jeder verfügbaren Oberfläche und taugte hervorragend als Klebstoff. Trotz ihrer geschmacklichen Defizite sind die weißen
Pressplatten im Ernstfall aber unverzichtbar, denn sie liefern genügend Kalorien für einen Erwachsenen pro Tag. Wirklich genießen wird man sie aber vermutlich nur mit echtem Hunger im Bauch. Das Fazit der ersten Kurshälfte lautete: Vorbereitung ist wichtig, damit der Ernstfall nicht zur unüberwindlichen Herausforderung wird. Die jungen Prüfer empfehlen dem DRK außerdem das nützliche Paket um einen handlichen Klappspaten zu ergänzen. Als Notbehelf für die wasserlose Toilettenspülung.
Wundversorgung und Transportwesen in Krisen
Praktische Notfallübungen zur Ersten Hilfe standen im Mittelpunkt des zweiten Kursteiles. Besonderer Fokus lag auf dem Transportieren einer Person aus einem Gefahrenbereich. Mit ganz unterschiedlichen Mitteln, einem Profi-Tragetuch aus dem Rettungswagen, einer alten Wolldecke oder einem gewöhnlichen Dreiecktuch. Auch das Handling typischer, in großen Notlagen gehäuft auftretender Verletzungen wurde geübt. Beispielsweise blutende Wunden und Brüche.
Nicht nur im Notfall ist Gemeinschaft wichtig
Die Inhalte der EHSH-Schulung zielen darauf, die jungen Sanitäter altersgerecht mit Notfallsituationen vertraut zu machen und einfache, aber effektive Hilfsmaßnahmen zu erarbeiten und zu üben.
Schulleiterin Kerstin Haferkemper sagt: „Jeder hier stellt der Gemeinschaft jede Woche einen Teil seiner Freizeit zur Verfügung. Darauf sind wir stolz. Das schließt vor allem die Schüler ein, gilt aber nicht weniger für die den Schulsanitätsdienst betreuenden Kollegen Isabelle Brexel und Sven Benecken. Soziales Engagement ist Bestandteil unseres Schulprogramms, sei es durch Projekte wie den Schulsanitätsdienst, die Arbeit im Netzwerk Sozialgenial oder die Kooperation mit der Jürgen-Wahn-Stiftung und Unicef.”
Christine Futter, Ausbilderin für Erste Hilfe, ergänzt: „Jeder kann und sollte seinen Haushalt auf einen Notfall vorbereiten. Das Projekt des BBK für Ausbildung in ‚Erster Hilfe mit Selbstschutzinhalten‘ zielt darauf, dass die Jugendlichen ihr Wissen in ihrem persönlichen Umfeld weitertragen und auf diese Weise helfen die Resilienz der Bevölkerung in Notlagen stärken. Am besten jeder schaut mal auf den Seiten des BBK vorbei. Da gibt es viele nützliche Tipps zu dem wichtigen Thema.“
Bericht DRK (Christine Futter)